Eine Gesprächsrunde mit Hajo Seppelt


Instagram, Facebook, Twitter oder WhatsApp. Diese Apps werden alle in der Kategorie „Social Media" zusammengefasst und beeinflussen unseren Alltag. Mittlerweile sind sie kaum noch aus unserem Alltag und aus unserem politischen Meinungsbildungsprozess wegzudenken. Daher stellt sich eine wichtige Frage: (Soziale) Medien - schützen oder gefährden sie die Demokratie? Mit dieser Frage hat sich der bekannte Journalist und Dopingexperte Hajo Seppelt zusammen mit den Schülerinnen und Schülern aus der 10s3 beschäftigt. Am 17.01.2020 besuchte er uns im Rahmen des Politikunterrichts für 90 Minuten.

Herr Seppelt gilt als einer der angesehensten Journalisten Deutschlands. Angefangen hat er in jungen Jahren beim Sender Freies Berlin. Nach einer Station beim RBB wurde er später Sportkommentator der ARD für Schwimmsport-Veranstaltungen. Neben seinen Aufträgen für die ARD arbeitet er als freier Journalist. Früh widmete er sich der Berichterstattung über die weltweite Dopingproblematik in zahlreichen Sportarten, womit er seinen Durchbruch erlangte. Im Jahr 2018 verweigerte Russland dem ARD-Dopingexperten aufgrund zuvor kritischer Berichterstattung die Einreise für die Fußball-WM, so dass potenzielle Skandale (höchstwahrscheinlich) unentdeckt bleiben sollten.

Während unseres Interviews berichtete Herr Seppelt über die Verantwortung eines Journalisten, Tatsachen und Fakten an die Öffentlichkeit zu bringen und einzuordnen und Rückgrat zu zeigen. Zudem machte er uns klar, welche Gefahren sein Beruf mit sich bringen kann. Auf die Frage, ob er je schon mal Morddrohungen erhalten habe, antwortete er: „Morddrohungen selber noch nicht. Aber es gibt Leute, vor allem in Russland, die lassen mich deutlich verstehen, wo sie mich am liebsten sehen würden.“ Zudem erklärte er, dass sein Beruf seine Persönlichkeit beeinflusst habe. Durch den Berufsalltag sei Herr Seppelt viel selbstbewusster, aber auch vorsichtiger geworden.
Hintergrund unseres Themas war, welche Bedeutung (soziale) Medien als vierte Gewalt haben. Damit ist gemeint, dass Medien in einem Staat eigentlich die anderen drei Gewalten, nämlich die judikative Gewalt, die exekutive Gewalt und die legislative Gewalt, kontrollieren und die Demokratie schützen sollen. Jedoch sind mit den sozialen Medien einige Probleme entstanden. Herr Seppelt selbst nutzt neben den üblichen medialen Kanälen, wie z.B. Zeitungen und Fernsehen, beispielsweise vorzugsweise Twitter, um sich zu informieren oder selbst zu publizieren. Twitter werde aber auch von anderen Personen verwendet, um Bilder und Videos zu verbreiten, die Fake News beinhalten. Das Gefährliche ist, dass die sozialen Plattformen für alle zugänglich und nutzbar sind und somit jeder die Möglichkeit hat, etwas zu posten, das nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen muss. „Wer manipulieren will, nutzt dafür die sozialen Medien als Plattform“, so Herr Seppelt. Menschen veröffentlichen Informationen, die irreführend oder falsch sind und mitunter nicht zu aktuellen Ereignissen gehören, wodurch sie für Unruhe sorgen und die eigentlich wichtigen Inhalte überlagern. Da soziale Netzwerke heutzutage ein entscheidender Faktor für die Nachrichtenverbreitung sind, können Menschen anonym am Diskurs teilnehmen, diesen verändern oder überlagern und andere Menschen wiederum beeinflussen. So verfällt der Qualitätsjournalismus und wird durch quantitative, statt qualitative Beiträge ersetzt. „Ich muss mich darauf verlassen, dass Journalisten seriös sind“, sagte Herr Seppelt. Durch Facebook und Co. fällt das seriöse Element oftmals weg, was die Wahrnehmung guter journalistischer Arbeit erschwert. Letztlich lässt sich sagen, dass es nicht schadet zu erkennen, in einer sogenannten (eigenen) „Filterblase“ von (falschen) Informationen zu stecken und sich stattdessen doppelt zu vergewissern, dass Gelesenes auch der Wahrheit entspricht. Alternativ zu den sozialen Medien empfahl er uns, eine Zeitung zu abonnieren oder Nachrichten zu schauen, um Qualitätsjournalismus besser kennenzulernen und schätzen zu lernen. Zudem sprach er sich für eine Form von Regulierung oder Steuerung sozialer Medien aus, um Fake News zu unterbinden.
Den Schülerinnen und Schülern hat die Gesprächsrunde mit Herrn Seppelt sehr gefallen. Uns wurde ein ausführlicher Einblick in den Alltag und das Berufsfeld eines Journalisten gewährt, was sich als wirklich spannend erwies. Herr Seppelt beantwortete unsere Fragen stets offen, informativ und mit lebhaften Anekdoten gespickt. Wir bedanken uns für sein Kommen und die anschauliche und einprägsame Darstellung seiner Erlebnisse und Erfahrungen, sowie dafür, dass er uns aufgezeigt hat, welche Verantwortung wir durch unsere (soziale) Mediennutzung und -produktion für unsere Demokratie haben.

Shany D. (10s3)

Bild: ©: private/hjs; http://hajoseppelt.de/download/hajo-seppelt-2/?lang=de

Einen Artikel zu dieser Gesprächsrunde, die vom Tagesspiegel begleitet wurde, finden Sie hier.