Es ist der 11. April 1968 gegen 16:35 Uhr, Kurfürstendamm in Berlin. Drei Schüsse fallen, ein Mann bricht vor dem Büro des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) – getroffen von zwei Kugeln in den Kopf und einer in die linke Schulter – blutüberströmt auf der Straße zusammen, ein anderer Mann rennt bewaffnet in eine Seitenstraße. Kurz darauf ertönen Krankenwagen- und Polizeisirenen, der am Boden liegende Mann wird mit einem Krankenwagen in das nächste Krankenhaus gefahren und dort stundenlang notoperiert.

Wenig später wird bekannt: Der Täter ist der junge Hilfsarbeiter Josef Bachmann, dem rechtsextreme Tendenzen nachgesagt werden; das Opfer des Attentates heißt Rudi Dutschke.

Alfred Willi Rudolf „Rudi“ Dutschke, geboren am 7. März 1940 in Schönefeld, war Soziologe und gilt als Wortführer der 68er-Studentenbewegung. Als Mitglied des SDS engagiert er sich beispielsweise gegen den Vietnamkrieg und ist Redner auf zahlreichen Demonstrationen und Kongressen. Nachdem Dutschke 1958 in Luckenwalde sein Abitur gemacht hat, wird ihm aufgrund seiner politischen Einstellung, insbesondere aufgrund seiner Verweigerung des Wehrdienstes, die Erlaubnis zum Studium in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) verwehrt. Um in der Bundesrepublik studieren zu können, entschließt er sich 1960, täglich nach West-Berlin zu pendeln; am Tag des Mauerbaus, dem 13. August 1961, flüchtet Dutschke aus der DDR und lässt sich ganz im Westen nieder.

 

Entstehung der Ostklassen

Die West-Berliner Schule, an der Dutschke sein Abitur wiederholte, war die Askanische Oberschule, an der es seit dem Schuljahr 1957/58 zwei sogenannte „Sonderkurse für Ostabiturienten“ mit insgesamt 50 Schülerinnen und Schülern gab.