Im Rahmen der Projekttage des Askanischen Gymnasiums hat sich eine Projektgruppe aus der 11. Jahrgangsstufe einem Thema gewidmet, das im Schulalltag häufig übersehen wird, jedoch jeden Tag präsent ist: der Architektur von Schule. Die Schüler untersuchten zunächst das Gebäude des Askanischen Gymnasiums selbst, analysierten dessen architektonische Merkmale und Geschichte – und entwickelten darauf aufbauend eigene Visionen für zukunftsfähige Lernorte.

Das Schulhaus als Lerngegenstand

Zu Beginn des Projekts machten sich die Schüler mit den Grundmerkmalen schulischer Architektur vertraut. Ausgehend von einzelnen Aspekten des Askanischen Gymnasiums – etwa der klar gegliederten Fassade, den großzügigen Fensterflächen oder der Strukturierung durch Flure – diskutierten sie, wie Räume auf Menschen wirken und welche Qualitäten ein Schulbau mitbringen sollte, um zeitgemäßes Lernen zu fördern.

Von der Analyse zur Vision – eigene Schulmodelle der Zukunft

Im Zentrum des Projekts stand jedoch nicht die Analyse, sondern die Entwicklung eigener architektonischer Zukunftsvisionen. Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Bestehenden wagten die Schüler den Schritt in die Zukunft. In kleinen Gruppen entwickelten sie eigene Konzepte für zukunftsfähige Schulbauten, in denen neue Lernformen, ökologische Aspekte, flexible Raumgestaltung und soziale Bedürfnisse mitgedacht wurden. Die Ergebnisse reichten von offenen Lernlandschaften über modulare Klassenzimmer bis hin zu grünen Dachgärten und inklusiven Gemeinschaftszonen.

Besonders beeindruckend war dabei die Verknüpfung von Kreativität und Funktionalität. Die Schüler setzten sich mit Fragen auseinander wie: Wie können Schulen nachhaltiger gebaut werden? Welche Räume braucht eine inklusive Schule? Wie lässt sich digitale Infrastruktur architektonisch integrieren, ohne die Aufenthaltsqualität zu mindern?

Slide-Show: Visionen in Bildern – Die Schulmodelle der Zukunft

Reflexionen über Räume – Interview mit zwei Kunstlehrkräften

Um den Stellenwert von Architektur im schulischen Kontext auch aus professioneller Perspektive zu beleuchten, wurden im Rahmen des Projekts zwei Kunstlehrkräfte interviewt, die die Gruppe betreuten. Ihre Antworten machen deutlich, wie tiefgreifend die Beschäftigung mit Baukultur für Bildungsprozesse sein kann.

Warum ist es Ihrer Meinung nach überhaupt wichtig, sich mit Architektur – auch in der Schule – zu beschäftigen?

Kahlmann: Also, ich würde sagen, dass uns als Menschen Häuser sehr wichtig sind. Wir sind sesshaft, und deswegen wollen wir bitte ein Haus haben. Wir haben in der Schule gelernt, dass Häuser uns schützen. Sie haben also ganz viele Grundfunktionen. Schüler sollten sich wirklich ganz intensiv damit auseinandersetzen, weil sie ihr Leben lang mit Häusern zu tun haben werden. Und wenn ein Haus nicht funktioniert, wenn es unseren Bedürfnissen nicht entspricht, dann haben wir ein Problem – und diese Probleme wollen wir hier an der Schule auch ein Stück weit lösen.


Steiner: Uns umgeben die ganze Zeit Räume. Wir bewegen uns den ganzen Tag in Häusern und Gebäuden. Die Art und Weise, wie gebaut wird, wie Räume gestaltet sind, wie Räume wirken – das beeinflusst uns, glaube ich, ganz stark. Oft nimmt man das gar nicht so sehr wahr. Aber das wahrnehmen zu lernen, zu reflektieren und zu schauen: Was machen welche Räume mit mir? Wie beeinflussen Gebäude vielleicht die Art und Weise, wie ich lebe? – das ist superwichtig. Für immer.

Was kann Architektur über eine Schule, ihre Geschichte oder ihre Werte aussagen?

Kahlmann: Vielleicht alles? Also, es ist tatsächlich so, dass Architekten sich unglaublich viele Gedanken und Ideen machen – zumindest hofft man das. Bei unserer Schule ist es auf jeden Fall so gewesen. Da haben sich Architekten viele Gedanken gemacht: Wie soll gutes Lernen funktionieren? Gibt es Räume, die hell genug sind, die eine tolle Lernatmosphäre haben? Dass wir hier diese Trinkbrunnen haben – das war alles Teil einer großen Idee.
Und heute schauen wir auf die Schule und merken: Ja, plötzlich ist sie ganz alt. Sie entspricht vielleicht auch nicht mehr all unseren Bedürfnissen. Aber die Bedürfnisse von damals sind auf jeden Fall spürbar: Dass genug Platz ist, dass genug Licht vorhanden ist – das ist sicherlich das eine. Was wir auch spüren, ist ein gewisses Repräsentationsbedürfnis. Hier gibt es viele Stellen, unsere großen Treppen, diese kleinen Statuen, die wir überall haben. Die sollten sicherlich auch zeigen: Ja, hier gibt es eine tolle Schule, und hier gibt es eine großartige Bildung.

Sie meinten, die Schule entspreche nicht mehr all unseren Bedürfnissen? Was sind Ihre Verbesserungsvorschläge?

Kahlmann: Also, wir müssen auf jeden Fall ganz dringend die Raumaufteilung ändern. Manche Räume sind sicherlich zu klein für die Dinge, die wir heute hier tun. Wir sind eine große Schule. Wir haben nur einen Kunstraum. Das unterscheidet uns ganz stark von anderen Schulen, die dann doch schon mal einen zweiten oder sogar dritten Kunstraum haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass andere Fächer ebenfalls Bedürfnisse haben. Auch die digitale Infrastruktur ist mit dem Raum verbunden. Ich denke, das WLAN in so einem alten Haus ist eine riesige Herausforderung – dass das noch flüssiger und schneller läuft. Aber bei den dicken Wänden ist das auch nicht so einfach. Also da gibt es eine Menge zu tun.


Steiner: Gleichzeitig gibt es aber auch Schwierigkeiten, weil das Gebäude natürlich denkmalgeschützt ist. Leider ist man dann auch gar nicht so flexibel, wie man vielleicht gerne wäre. Das ist vielleicht auch das Interessante: dann zu schauen, ob man Gebäude mit Denkmalschutz überhaupt verändern kann – oder wie das geht. Welche Möglichkeiten gibt es?

Wenn Sie das Askanische Gymnasium in einem Satz beschreiben müsstet – wie würde der lauten?

Kahlmann: „Ein gutes, altes Haus.“

Steiner: „Ein Haus mit Geschichte und trotzdem sehr viel Zukunft.“

Die Aussagen der Lehrkräfte zeigen, dass Architektur nicht nur funktional gedacht werden darf. Vielmehr offenbart sich in der Gestaltung von Räumen eine Haltung gegenüber Bildung und Gemeinschaft – sei es bewusst oder unbewusst. Durch das Projekt wurde den Schülern die Bedeutung dieser Zusammenhänge auf kreative Weise vermittelt.

Fazit

Die Projektgruppe der 11. Klasse hat mit ihrem Thema einen spannenden Perspektivwechsel vollzogen: Schule wurde nicht als gegeben, sondern als gestaltbare Umgebung verstanden. Die Schüler haben gelernt, wie Räume wirken, welche Verantwortung mit Bauentscheidungen verbunden ist – und wie Zukunft gedacht und modelliert werden kann.

Durch die Verbindung von Analyse, Reflexion und kreativer Umsetzung ist ein Projekt entstanden, das nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch gesellschaftlich und pädagogisch relevant ist. Es bleibt zu hoffen, dass einige der Ideen und Visionen in zukünftigen Schulbauten – vielleicht sogar am Askanischen Gymnasium selbst – weiterleben.

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