Frischer Blick auf gelebte Tradition – Stimmen neuer Kollegen
Jede Institution lebt auch vom Wandel – und von Menschen, die neu hinzukommen und frische Perspektiven einbringen. Für neu eingestiegene Lehrkräfte ist das Askanische Gymnasium zwar ein historischer Ort, gleichzeitig aber ein aktueller Arbeitsplatz mit ganz konkreten Herausforderungen und Chancen.
Was waren Ihre ersten Eindrücke vom Askanischen Gymnasium, als Sie hier angefangen haben?
Ja, das Gebäude ist ja unglaublich imposant und erinnert mich tatsächlich eher an ein Kloster. Und der Geist, der auch so vom Gebäude ausgeht, den verbinde ich schon sehr mit Tradition und dem humanistischen Bildungsideal.
Spürt man im Schulalltag, dass es eine traditionsreiche Schule ist? Wenn ja, woran genau?
Ja, genau. Also ich finde, dieser Geist hängt schon irgendwie hier in den Wänden. Und ich finde, man merkt es vor allen Dingen auch an den sogenannten Sekundärtugenden. Sekundärtugenden, was sind das? Zum Beispiel Pünktlichkeit, Ordnung, aber hier auch eine bestimmte, finde ich – wenn man so durch die Gänge geht – ist es irgendwie auch sehr ruhig und diszipliniert. Und ich denke, dass diese Sekundärtugenden auch etwas mit der Geschichte der Schule zu tun haben.
Wie würden Sie das Schulklima am Askanischen Gymnasium beschreiben – also im Kollegium und mit den Schülern?
„Also das Allerbeste – und das meine ich wirklich ernst – finde ich, sind an dieser Schule die Schülerinnen und Schüler. Es macht unglaublich viel Spaß, hier zu unterrichten.“
Und was ich sehr schätze, ist auch der – also ohne mich einschleimen zu wollen – der respektvolle Umgang.
Man weiß ja auch inzwischen, dass die gesamten Institutionen wie Feuerwehrkräfte, Polizei, aber auch Lehrkräfte zum Teil an anderen Schulen angegriffen werden.
„Ich komme hier jedes Mal mit Freude und freue mich tatsächlich auf meine Schüler.“
Ja, gut – Lehrerzimmer ist ja auch immer so ein bisschen ein Geheimnis –, aber so viel darf ich verraten: Dort herrscht insgesamt immer eine sehr gute Stimmung, und wir haben ja auch genug Platz. Das heißt, es können sich auch die Menschen, die gut miteinander können, in kleineren Gruppen oder Teams zusammensetzen, sodass sich das ganz gut sortiert.
An anderen Schulen ist es ja tatsächlich so, dass es gar kein zentrales Lehrerzimmer gibt. Und das finde ich schon wichtig für ein gutes Schulklima, weil es einfach gut ist, miteinander zu sprechen – und manchmal auch das ganz Unkomplizierte, wie jetzt mit Projekttagen oder Klassenfahrten –, dass man schnell mit Kolleg*innen in Kontakt kommen kann.
Was macht das Askanische Gymnasium für Sie besonders – auch im Vergleich mit anderen Schulen, an denen Sie vielleicht schon waren oder die Sie kennen?
So viel habe ich ja noch keinen Vergleich. Aber ja, wirklich tatsächlich dieser insgesamt respektvolle Umgang miteinander – und zwar von allen Seiten. Die Schüler sind grundsätzlich lern- und leistungsbereit.
„Die Lehrkräfte – ich habe da immer so eine Ampel im Kopf, wenn ich andere Schulen sehe. Bei anderen Schulen merkt man: Da steht alles auf Rot. Ja, da steht so eine Schule schon fast vor einem Burnout als Institution.“
An der Praktikumsschule, wo ich war, dachte ich: Boah, die haben alle einen Puls – das ist so auf Orange, da stehen einige kurz vor dem Zusammenklappen.
„Und hier ist tatsächlich meine innere Ampel auf Grün, wenn ich die Schule als Gesamtheit sehe.“
Gab es in Ihrer bisherigen Zeit als Lehrkraft besondere Ereignisse oder Projekte, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Da kann ich jetzt noch keine Auskunft zu geben – dafür bin ich zu jung im Geschäft.
Sie haben bislang sehr positiv über die Schule gesprochen. Gibt es auch Verbesserungsvorschläge, die Sie hätten?
Ja, was mich beschäftigt, ist tatsächlich auch das Thema Klimawandel und die zunehmende Hitze. Gestern gab es bei den Tagesthemen noch einmal den Hinweis auf den Anstieg der Hitzetoten. Und ich finde, gerade bei einem historischen Gebäude muss man sich überlegen: Wie bekommen wir die Räume beschattet? Wie sorgen wir für ein gutes Lernklima? Das ist vielleicht ein Aspekt.
Ein anderer Punkt: Es gab kürzlich einen Studientag zur Künstlichen Intelligenz. Tradition ist das eine, aber es braucht auch eine bewusste Adaption in die Gegenwart. Die Frage ist: Wo sind die Stellschrauben für Zukunftsfähigkeit – auch im Bezug auf das Lernen?
Ein tradiertes humanistisches Bildungsideal geht immer noch sehr stark von Wissen statt von Kompetenzen aus. Natürlich werden hier viele Kompetenzen vermittelt, aber vielleicht könnte der Unterricht insgesamt noch zukunftsorientierter gestaltet sein.
Was wünschen Sie dem Askanischen Gymnasium für die Zukunft – über das Jubiläum hinaus?
Ja, genau das, was ich eben schon angesprochen habe: Die Herausforderungen aktiv annehmen – wir befinden uns ja mitten in einer digitalen Revolution. Ich bin mir nicht sicher, ob das das richtige Wort ist, aber es trifft es im Kern.
„Diese Herausforderungen wirklich bewusst anzugehen und als gesamte Schule zukunftsfähig und tragfähig zu sein, das wünsche ich mir. Aber ich denke, dass das dem Askanischen Gymnasium gelingen wird.“