Zu Beginn richtet sich der Blick auf die institutionelle Perspektive. Wie hat sich die Schule im Laufe der Jahrzehnte entwickelt, welchen Herausforderungen musste sie sich stellen, und wie wird das Jubiläum als Moment der Standortbestimmung genutzt?

Der stellvertretende Schulleiter, Herr Pfender, wurde gebeten, sich zu folgenden Aspekten zu äußern:

Was bedeutet es für Sie persönlich, an einer Schule mit so langer Geschichte zu unterrichten?

Ganz ehrlich, über die Geschichte habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, weil ich vor allen Dingen an einer Schule unterrichte, die ich jetzt ganz grandios finde. Die Tradition spielt indirekt eine Rolle dafür, dass man eben das Gefühl hat, hier ist eine Schule, die einfach schon lange läuft, die gut funktioniert. Dass es jetzt 150 Jahre sind, ist für mich dabei nicht ganz so dramatisch. Und natürlich sind wir in einem architektonisch wundervollen Gebäude.

Und was gefällt Ihnen an dem Schulgebäude so gut?

Wir haben schöne, große, helle Flure, ohne dass die Flure leer wirken. Die Klassenräume sind ein bisschen klein, aber so war es halt früher – das ist kein Problem. Die Fensterausrichtung hat man damals ganz klar geplant: Alle Fenster von wichtigen Räumen gehen nach Westen, weil man die Sonne und damit die Hitze nicht in den Räumen haben will. Das ist heute immer noch sinnvoll. Wenn Sie heute moderne Schulen haben, dann ist es ganz schnell mal so, dass man Fenster nach Süden baut – und dann im Dunkeln hinter Jalousien unterrichten muss. Und ganz viele Details einfach: Wenn man durch die Schule läuft, sieht man an ganz vielen Stellen, wie viel Liebe drinsteckt in dem Gebäude. Das mag ich total gerne. Wenn Sie vergleichen mit dem Ursprungsgebäude am Askanischen Platz – auch ein sehr schönes Gebäude, ganz andere Architektursprache als hier, aber auch ein wunderbares Gebäude – und auch das Gebäude der jetzigen Tempelherren- und Hugo-Gaudig-Schule, in dem wir als Aska von 1929 bis 1945 waren, ist einfach ein Gebäude, das Schule lebt, kein reiner Zweckbau.

Sie sind ja schon etwas länger Lehrer an der Schule. Wie hat sich das Askanische Gymnasium im Laufe der Zeit verändert? Was ist gleichgeblieben?

Gleichgeblieben ist, dass wir tatsächlich über die ganze Zeit das große Glück haben, dass wir ganz viele Schülerinnen und Schüler haben, die sich immer auch irgendwie zum Lernen motivieren lassen oder sich selbst motivieren. Und Eltern, mit denen man zusammenarbeiten kann, die interessiert sind an Schule – nicht nur an den Noten und dem Abschluss, sondern interessiert an dem, was die Kinder machen. Das ist die ganze Zeit geblieben. Das ist ganz fantastisch – mit solchen Eltern und Schülern arbeiten zu können. Dass das wirklich lebendig ist, dass die Schülerinnen und Schüler reagieren. 

Was sich in den letzten Jahren geändert hat, hat sich ganz massiv durch die Handys geändert, die Einzug gehalten haben. Die Konzentrationsspanne ist deutlich kürzer geworden, und man muss das Lernen damit teils ganz anders gestalten. Was aber schön ist, ist, dass trotzdem die Idee der Klassengemeinschaft wieder zurückgekommen ist. Also früher dieses: Wir sind als Gruppe hier, wir machen was miteinander. Dann zwischendurch: Jeder macht nur an seinem Handy. Und mittlerweile sind wir wieder so weit, dass die meisten sagen: Mein Handy kann ich auch zu Hause nutzen, hier in der Schule verbringe ich meine Zeit lieber mit den Mitschülern.

Gab es in Ihrer Zeit als Lehrkraft besondere Ereignisse oder Projekte, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?

Jede Menge. Die Klassenfahrten sowieso – immer als großes Ereignis. Die verschiedenen Projekttage sind tatsächlich immer wieder schöne Sachen gewesen. Es waren auch mal Sachen dabei, die nicht so gut gelungen sind, weil von der Stimmigkeit her etwas nicht gepasst hat oder die Gruppen nicht so motiviert waren. Aber wir hatten eine Menge schöne Projekttage, wo gute Sachen entstanden sind, die Spaß gemacht haben. Die verschiedenen Feierlichkeiten, die wir hier haben – die Einschulungsfeiern sind immer wieder wunderbar gestaltet. Die Abiturverleihung ist immer wieder ein tolles Erlebnis, wie Frau Draude es macht und wie insgesamt die Schulgemeinschaft es gestaltet. Das sind eine Menge Sachen, die hier schön sind.

Was denken Sie, warum besteht unsere Schule schon 150 Jahre? Was macht sie so besonders?

Tatsächlich besteht die Schule deswegen, weil Bedarf an Schulplätzen so lange da ist… aber es geht ja hier um unsere Schule: Zur Gründung vor 150 Jahren war die Aska als Gymnasium eine Eliteschule. Hier in Tempelhof sind wir aber seit Jahren ein „ganz normales“ Gymnasium“ mit sehr vielen Angeboten in der Breite. Wir wollen allen Kindern, die zu uns kommen, die Chance auf ein gutes Abitur geben, nicht nur einer „Elite“. Wir hatten lange den Ruf einer Sprachenorientierung und bieten auch sehr viel im Bereich der Sprachen an, es spricht sich aber nun doch langsam herum, dass wir schon seit vielen Jahren auch in vielen anderen Bereichen viele Möglichkeiten bieten, Dinge zu gestalten und eigene Interessen zu vertiefen. Am sichtbarsten im Gebäude sind da sicher Kunst und Theater, aber auch die anderen Fachbereiche bieten viele Möglichkeiten innerschulisch und auch außerschulisch, so dass eigentlich jeder hier etwas für sich findet, um seine Schulzeit zu gestalten – auch ohne Schwerpunkt bei den Sprachen. Das ist eigentlich die Tradition, die hier in dem Haus steckt und sich immer weiter entwickelt und wandelt.

Die Lage im Bezirk spielt natürlich auch eine große Rolle – zentral gelegen, mit der U-Bahn und dem Bus gut erreichbar. Das heißt, es sind immer genug Kinder da, die das Gefühl haben: Hier kommen wir gut her. In diesem Gebäude kann man sich wohlfühlen, wir würden gerne auf die Aska gehen.

Abschließend: Was wünschen Sie dem Askanischen Gymnasium für die Zukunft?

Hauptsächlich Stabilität. Dass das, was wir hier gemeinsam entwickeln – Schüler, Lehrer und Eltern – in Ruhe weiterentwickelt werden kann, ohne dass es große Rückschläge gibt. Sondern dass man wirklich sagen kann: Wir bleiben dran, machen immer wieder Kleinigkeiten besser, ohne dass es irgendwelche chaotischen Umwälzungen gibt, auf die man nur reagieren kann statt sie selbst zu gestalten.

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